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Mélanie Miranda

Donnerstag 25. März 2021

Der Podcast als Werkzeug zur Bekanntheitssteigerung – Lohnt es sich noch, auf den Zug aufzuspringen, oder ist der Zug schon abgefahren?

Vom Wortspiel zum Hörgenuss


Eng verbunden mit dem Aufkommen des Internets zu Beginn des 21. Jahrhunderts und der Demokratisierung neuer Technologien, fand der Podcast schnell seinen Platz bei den Amerikanern und nimmt nun auch in Europa eine führende Rolle ein. In der Schweiz gewinnt der Podcast, obwohl zaghaft, an Fahrt, indem er immer mehr Hörer erreicht. Laut einer Statista-Studie liegt der Anteil des Podcast-Hörens noch weit hinter anderen Ländern zurück: 22% der Schweizer Bevölkerung hört gelegentlich Podcasts. Und laut einer Studie von SRF von Anfang 2019 sind 12% begeisterte Hörer gegenüber 22% eher Gelegenheitshörer. Aber die Pandemie hat dieses Medium sicherlich begünstigt und zukünftige Studien werden andere Statistiken zeigen.


Podcast ist eine Kombination der Wörter «iPod» und «Broadcast»; ein Begriff, den Guardian-Journalist Ben Hammersley erfand, um Online-Radiosender zu beschreiben, die gestreamt und auf digitalen Musikplayern heruntergeladen werden können. Der Begriff wurde 2005 vom New Oxford American sogar zum Wort des Jahres gewählt. Der Vorteil? Nicht mehr auf Live-Sendungen angewiesen zu sein und das Programm seiner Wahl hören zu können, wann und wo immer man will, eine Art von Radio «à la carte».


Nachdem der Begriff geprägt wurde, übernahm ihn Apple, indem es 2005 eine «Podcast»-Kategorie in iTunes einführte. Seitdem haben sich viele unabhängige Plattformen die Inhalte angeeignet, aber es ist der schwedische Anbieter Spotify, der in Bezug auf die Verbreitung die führende Rolle übernimmt. Es werden sogar Exklusivverträge mit grossen Podcastern abgeschlossen, wie z. B. mit Joe Rogan und seiner «The Joe Rogan Experience». Radiosender haben das Konzept inzwischen aufgegriffen, indem sie ihre Sendungen zeitversetzt anbieten: eine Art Catch-up-Podcast, der im Gegensatz zum Begriff Native Podcast steht, dessen Inhalte ausschliesslich für die Ausstrahlung im Internet erstellt werden, ohne im FM-Wellenbereich ausgestrahlt zu werden.

 

Einen Platz im Dschungel der Podcasts finden


Kulturelle Chroniken, Geschichte, aktuelle Themen oder auch Philosophie und Humor, die Arten von Podcasts florieren und verbreiten sich rasant. Viele Pioniere im audiovisuellen Bereich haben schon sehr früh den Schritt gewagt, wie ARTE oder auch Radio Vatikan. In der Schweiz entwickeln die öffentlich-rechtlichen Sender seit einigen Jahren verschiedene Konzepte: Debattensendungen, Current-Affairs-Format oder auch Fiction. Ganz zu schweigen von den Amateuren der ersten Stunde, die sich zu Vereinen zusammengeschlossen haben, um ihr Lieblingsthema zu vermitteln.


Seit seinem Aufstieg haben sich viele Marken dieses Mediums bemächtigt. Es ist in der Tat eine gute Ergänzung zu anderen Kommunikationskanälen (Blog, Videos, etc.) und fügt sich somit perfekt in eine umfassende Kommunikationsstrategie ein. Neben der Möglichkeit, einen Podcast zu sponsern, können Marken auch einen Podcast produzieren. Aber um sich abzuheben, ist es notwendig, ein originelles Konzept vorzuschlagen. Kosmetikmarken haben diese Chance ergriffen, indem sie durch Interviews und ehrliche Testimonials Selbstvertrauen einflössen: dies ist der Fall bei Sephora und seinem Podcast #LIPSTORIES sowie bei Clarins mit «Mon corps, ce héros». («Mein Körper, dieser Held»).


Aber zunächst einmal: Was sind die Vorteile der Produktion eines Podcasts für eine Marke?


1)    Eine einfache Produktion
Neben der Flexibilität und dem unkomplizierten Zugang für die Hörer machen es die niedrigen Einstiegshürden auch einfach, eigene Podcasts zu erstellen: alles, was Sie brauchen, ist ein Aufnahmegerät, ein Sujet/Thema, das in mehrere Episoden passt, eine Internetverbindung und Schnittkenntnisse. 


2)    Ein Stammpublikum
Unternehmen und Marken kennen ihre Zielgruppe und wissen daher sehr gut, was ihr Interesse wecken wird. Durch interessante Themen ist es möglich, das Stammpublikum zu erreichen, zu binden, aber auch seine Reichweite zu erhöhen, indem sie Neueinsteiger anziehen und auf Mundpropaganda setzen. Dies ist der Fall von Slack und seinem Podcast, der in 15 Episoden 2 Millionen Zuhörer gewonnen hat.


3)    «top of mind» bleiben
Podcasts sind eine grossartige Möglichkeit, «top of mind» zu bleiben, besonders wenn das Konzept originell ist. Die britische Zahnpastamarke Zendium hat einen zweiminütigen Podcast über Zahnhygiene erstellt: zum allabendlichen Anhören beim Zähneputzen! Durch die Einbeziehung von Referenten und Experten zum Thema Wohlbefinden lädt die Marke ihr Publikum zu einem Treffen ein, das sowohl informativ ist, als auch Spass macht. Erwähnenswert ist auch der brandneue Podcast von IKEA: Nachdem das schwedische Einrichtungshaus das Ende seines Print-Katalogs verkündet hat, bietet er neben einem Online-PDF auch eine Audio-Version an, in der die Produkte und Einrichtungstipps beschrieben werden. 


4)    Engagement mit der Community und Bekanntheit
Interaktive Formen können entwickelt werden, indem man z.B. den Fragen seiner Hörer Raum gibt und so ein Engagement mit seiner Community schafft (Interviews, Meinungen, Testimonials). Dies ist auch eine Möglichkeit, die Markenbekanntheit zu erhöhen. Laut einer Studie von BBC Global News aus dem Jahr 2019 würde ein von einer Marke produzierter Podcast ihre Bekanntheit um 89 % steigern2 . Das liegt an der intimen und gesprächigen Art des Podcasts. Die Matratzenmarke Casper entwickelte einen Podcast namens In your dreams, bei dem Hörer die Möglichkeit hatten, ihre seltsamsten oder schönsten Träume zu erzählen, indem sie eine Nachricht auf einem Anrufbeantworter hinterliessen. Diese wurden dann von den beiden Hosts ausgewertet. Eine originelle Art, sich mit seiner Community über ein Thema auszutauschen, das uns alle fasziniert.

 

Die Zukunft vom Audio


Der Podcast ist nicht dabei, das Radio zu ersetzen, er ist nur eine andere Art von Audio. Die schiere Anzahl an Podcasts kann dazu führen, dass man das Interesse verliert. Bevor man also einen eigenen Podcast für eine Marke oder ein Unternehmen produziert, ist es wichtig, ein relevantes Thema zu finden, das man teilen möchte und das langfristig Bestand hat. Allerdings hat Audio noch eine grosse Zukunft vor sich, wie der schnelle Erfolg von Clubhouse zeigt: einem neuen Medium, das sich ausschließlich auf Audio und Live-Events konzentriert.


In diesem Jahr unterstützte PRfact den World Business Council for Sustainable Development (WBCSD) bei der Erstellung seines Podcasts. Um mehr zu erfahren, können Sie uns gerne kontaktieren. Wir können mit Ihnen besprechen, wie Sie das Potenzial Ihrer Marke über diesen zusätzlichen Kanal maximieren können.

 

Zu guter Letzt teilen wir gerne noch die Liste unserer Lieblings-Podcasts https://open.spotify.com/playlist/1VHytK11E6t9pFvMbxgVK8?si=3aQoETRyQ5W7QPrBl9TleQ 

 

 

 

 

 

1 Statista Podcast listening intensity in selected countries 2020: https://www.statista.com/forecasts/1114213/podcast-listening-intensity-in-selected-countries

2 BBC Global News Study: https://www.bbc.co.uk/mediacentre/worldnews/2019/audio-activated