Das Jahr 2020 war geprägt von Umweltkatastrophen, politischen Unruhen und dem alles überdeckenden Thema Corona. Die Menschen auf der Welt waren gezwungen, sich innert kürzester Zeit neuen Lebensrealitäten anzupassen. Nicht nur das private Leben veränderte sich komplett, auch im beruflichen Umfeld mussten Arbeitgeber schnelle Lösungen finden. Das letzte Jahr wirkte wie ein Katalysator und hat die Digitalisierung enorm vorangetrieben.
Alle diese Veränderungen hatten auch einen Einfluss auf das Influencer-Marketing und wie sich dieses in Zukunft entwickeln wird. Obwohl es das momentan am schnellsten wachsende Marketing-Tool ist, waren auch Unternehmen sowie die Influencer selbst gezwungen, ihre Kampagnen umzudenken und der noch nie dagewesenen Situation anzupassen. Agile Firmen konnten ihre Kommunikation schnell anpassen. Manche starteten sogar Solidaritäts- oder Awareness-Kampagnen mit Influencern.
Zalando griff in seiner Weihnachtkampagne die Themen Menschlichkeit, Solidarität und Zusammenhalt auf und machte mit dem Hashtag #WeWillHugAgain gleichzeitig darauf aufmerksam, dass es jetzt wichtig ist, die Social-Distancing-Regeln einzuhalten.
Das Thema Covid-19 wird uns alle auch im neuen Jahr weiterhin begleiten und die beschleunigte Digitalisierung, die unter anderem Social-Media-Plattformen wichtiger denn je macht, wird auch für das Influencer-Marketing neue Trends bereithalten.
1. Verstärkte Einbindung in den E-Commerce
In den letzten Monaten wurden auf fast allen grossen Social-Media-Plattformen die Möglichkeiten für den E-Commerce ausgebaut und vereinfacht. Mit dem Wegfall eines Grossteils des stationären Handels während den Lockdown-Zeiten wurde und wird der Fokus sowohl von Anbieter- als auch Nachfrager-Seite noch stärker auf solchen Lösungen liegen. Diese Optionen für den direkten Abverkauf werden im 2021 auch einen grossen Einfluss auf das Influencer-Marketing haben. Während Influencer stand jetzt häufig noch eingesetzt werden, um Awareness zu schaffen, wird es nun immer einfacher und wichtiger, sie auch direkt in die eigenen E-Commerce-Massnahmen miteinzubinden. Mit shoppable Instagram Posts können manche Influencer bereits jetzt Produkte von ihren Werbepartner promoten und deren Follower via Instagram Check-out den Kauf direkt abschliessen. Dieses sowie viele weitere Features sind momentan noch im Test und noch nicht in allen Ländern und für alle Influencer verfügbar. 2021 werden diese Funktionen von den Plattformen aber weiter ausgerollt werden.
2. Noch mehr Video-Content durch neue Plattformen und angepasste Algorithmen
TikTok hat 2020 ein beeindruckendes Wachstum vorgewiesen – allein in Europa nutzen die App mittlerweile mehr als 100 Millionen Menschen – und auch die Streaming-Plattform Twitch profitierte durch die Corona-Massnahmen. Zudem haben auch grosse Plattformen wie Instagram mit Reels ein neues Video-Format geschaffen. Content im Video-Format werden wir 2021 also noch mehr zu sehen bekommen. Dieser Trend hängt aber nicht nur allein mit den Plattformen zusammen, sondern ergibt sich aus der Tatsache, dass sich unsere Aufmerksamkeitsspanne durch die ständige Verfügbarkeit von Content und Informationen stetig verkleinert. Die Reizüberflutung im Social Web hat zur Folge, dass Video Content (von wenigen Sekunden) beim Konsumenten am meisten Aufmerksamkeit auf sich ziehen kann. Zudem wird Video-Content bei manchen Plattformen vom Algorithmus bevorzugt und dem User häufiger gezeigt als Bilder. Diese Mechanismen werden Influencer und Unternehmen verstärkt berücksichtigen müssen, wenn es um Content-Strategien und -Produktionen geht.
3. Wertgeladene Inhalte
Mit der anhaltenden Ungewissheit, wie die Pandemiesituation weitergeht, politischen Unruhen, die dazu führen, dass sich Gräben innerhalb von Gesellschaften vertiefen und der fortschreitenden Klimaerwärmung stehen Unternehmen mehr denn je in der Pflicht, gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen und Positionen zu beziehen. Das wird sich 2021 auch auf Influencer-Strategien auswirken. Influencer werden dafür sorgen, dass Marken-Aktivismus auch auf den nicht Owned-Channels betrieben werden kann. Es wird erwartet, dass Kampagnen hinsichtlich Diversität und Inklusion noch breiter werden. Und dass aber auch Themen der Nachhaltigkeit verstärkt eine Rolle spielen und dementsprechend Influencer, die diese Werte glaubhaft verkörpern, wichtiger werden für Unternehmen. Dass Influencer-Marketing weit über Sales-Ziele hinausgehen kann und sie im Sinne der Gesellschaft wünschenswerte Effekte erzielen können, haben mehrere Kampagnen während der Pandemie 2020 gezeigt. Die Weltgesundheitsorganisation WHO sowie auch das Bundesamt für Gesundheit (BAG) arbeiteten im vergangenen Jahr mit Influencern, um wichtige Informationen rund um die Massnahmen, das Virus einzudämmen, zu teilen. Influencer werden 2021 noch wichtigere Schlüsselfiguren sein, um gesellschaftlich wichtige Botschaften an eine immer grösser werdende Bevölkerungsgruppe zu übermitteln, die keine klassischen Medien mehr konsumieren.
Swiss Public Health arbeitete mit Schweizer Sportlern und Musikern als Social Influencer um auf die Covid App aufmerksam zu machen.
4. Micro- & Nano-Influencer gewinnen weiter an Relevanz
Ein Thema, das trotz allen Veränderungen wichtig bleibt und 2021 noch weiter an Relevanz gewinnen wird, sind Mikro- und Nano-Influencer. Mit krisenbedingten kleineren Marketingbudgets werden 2021 viele Unternehmen ihre Ressourcen anders einteilen müssen als bisher. Influencer mit einer kleinen Reichweite sind viel näher an ihrer Community und weisen daher auch eine überdurchschnittliche Engagement-Rate auf. Je nach Marketingziel ist eine Kampagne mit Micro-Influencern wirkungsvoller und preisgünstiger, als wenn sich Unternehmen auf die grossen, bekannten Accounts konzentrieren.
Auch Nano-Influencer – Personen, wie du und ich mit einer Reichweite unter 1K – können als Markenbotschafter einen grossen Einfluss in den Sozialen Netzwerken haben. Wie eine Marke in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird, hängt nicht nur davon ab, wie das Unternehmen selbst über sich spricht, sondern wie deren Kunden und weitere Stakeholder darüber sprechen. Durch die Sozialen Medien werden alle Anspruchsgruppen zu wichtigen Opinion Leader für Unternehmen. Ambassador-Marketing und digitale Word-of-Mouth-Effekte sind essentiell für das Markenwachstum und die positive Wahrnehmung in der Öffentlichkeit. Das vergangene Jahr wirkte dabei als Katalysator, dass diese Art von «PR 2.0» für Marketers im neuen Jahr noch wichtiger sein wird.